Chronik der Ortsfeuerwehr Thale
In der Zeit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr befand sich die Stadt Thale in der Preußischen Provinz Sachsen mit der Hauptstadt Magdeburg. Es ist festzuhalten, dass es in Thale schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in den unterschiedlichen Verwaltungseinheiten Löschdienste gab. Der Regierungsbezirk Magdeburg wurde in Feuerpolizeidistrikte aufgeteilt. Einer davon war Thale, zu welchem 8 Ortschaften (Bad Suderode, Friedrichsbrunn, Neinstedt, Stecklenberg, Thale, Warnstedt, Weddersleben, Westerhausen) gehörten. Der Platz für das Spritzenhaus in Thale wurde auf dem Bleicheplatz festgelegt und es wurde beschlossen die Beschaffung der Feuerspritze voranzutreiben.
Somit nahm die Freiwillige Feuerwehr Thale 1886, unter der Leitung des Feuerwehr-Hauptmann Spönemann, ihre Arbeit auf. Mit Beihilfen von verschiedenen Versicherungen konnte eine zweirädrige Landspritze angeschafft werden.
Der Feuerwehrhauptmann Honemann war der zweite Wehrleiter der Feuerwehr Thale. Es ist nicht nach zu lesen, wann er die Leitung übernahm. Er stellte im Januar 1894 fest, dass die Freiwillige Feuerwehr auf Grund von Leutemangel, nicht mehr in der Lage ist eine Brandbekämpfung im vollen Umfang zu leisten.
Es wurde von der Stadt eine Pflichtfeuerwehr gebildet.
Im Juli 1894 wählten die Kameraden Brandmeister Wilhelm Gropp zum Wehrleiter. Die Angehörigen der Wehr, die sich aus allen Bevölkerungskreisen zusammensetzten, wurden zunächst auf 2 Jahre einberufen. Die Mannschaft sollte 40-50 Mann stark sein. Nach Ablauf der Verpflichtungszeit blieben viele Leute bei der Wehr. So entstand eine freiwillige Pflichtfeuerwehr.
Im Jahre 1911 beging die Feuerwehr ihr 25 jähriges Jubiläum und der Gemeindevorsteher von Thale hat auf die Wichtigkeit des Feuerlöschdienstes hingewiesen. Er berichtete über die Verdienste einiger Kameraden unserer Wehr, die sie in ihrer jahrelangen Tätigkeit erworben hatten. Dabei händigte er 2 Kameraden, die ihnen von seiner Majestät, dem Kaiser, verliehenen Feuerwehrverdienstabzeichen aus. Dankbare Bürger der Stadt Thale überreichten 1911 der Feuerwehr eine Fahne die noch heute in unserem Besitz ist.
Am 16.05.1929 übernahm Felix Heydecke die Führung der Feuerwehr Thale.
Im Jahre 1934 wurde durch Felix Heydecke die Führung der Feuerwehren im Landkreis Quedlinburg, anvertraut. Nachfolger in der Leitung der Thalenser Wehr wurde Oberbrandmeister Gustav Stephan.
Im Mai 1935 wurde die hiesige Freiwillige Feuerwehr durch die Anschaffung einer Magirus-Tragkraftspritze mit einer Wasserförderung von 800 Litern pro Minute verstärkt. Hier ist zu bemerken, dass diese im Mannschaftszug bewegt wurde.
Die Wehr beging am 8.Februar 1936 im Hotel Forsthaus die Feier ihres 50 jährigen Bestehens. Abends um 08.00 Uhr gab es einen großen Kameradschaftsabend mit dem Aufruf „ Mitbürger dankt Eurer Wehr und besucht die Veranstaltung“. Von der Mannschaft, die die Wehr 1886 gegründet hatten, lebten nur noch 2 Mann.
Im Jahre 1939 wurde ein Löschfahrzeug mit einer Löschwasserförderung von 1500 Litern pro Minute angeschafft. Dieses Löschfahrzeug erhielt 1940 bei einem Großfeuer im Emailierwerk während eines Fliegeralarms seine Feuertaufe. Der Einsatz wurde vom Werk hoch anerkannt. Durch die häufigen Luftangriffe in anderen Städten wurde die Feuerwehr Thale mit der Feuerwehrbereitschaft Quedlinburger Land zu Einsätzen nach Hannover, Braunschweig und Halberstadt eingesetzt und mussten viel Leid erleben. Auch die Nachkriegsjahre sind an der Wehr nicht spurlos vorübergegangen. Die Einsatzkräfte waren stark dezimiert und so musste in den ersten Jahren eine Pflichtfeuerwehr gebildet werden. Vor allem der Dammbruch des Trinkwasserstaubeckens vom Steinbach 1945, wo 3 Tote zu beklagen waren und das Großfeuer im Stanzwerk des Eisen-Hüttenwerkes 1946 stellten die Kameraden vor fast unlösbare Aufgaben.
Mit der Zeit bildete sich wieder eine Stamm-Mannschaft und 1959 übernahm Brandmeister Willi Schatz die Leitung der Feuerwehr Thale.
Am 22. und 23.04.1961 feierte unsere Feuerwehr ihr 75 jähriges Bestehen. Am Begrüßungsabend wurde festgehalten, dass zu den Aufgaben der Feuerwehr nicht nur das Löschen von Bränden, sondern auch der vorbeugende Brandschutz gehört. Am 23. 04. wurde um 10.00 Uhr eine große Schauübung abgehalten. Am Nachmittag haben die Kameraden mit ihren Gästen im „Klubhaus der Hüttenarbeiter“ gefeiert.Von 1966 an führte der Oberbrandmeister Heinz Hahne die Feuerwehr.
Unter seiner Zeit wurde am 04.10.1968 die Frauen- Brandschutzgruppe gegründet. Die Arbeit der Kameradinnen erstreckte sich vorwiegend auf dem Gebiet des vorbeugenden Brandschutzes.
Die 1969 freiwerdende Parkettfabrik Bienert gab Gelegenheit den schon lange erforderlichen Ausbau eines Gerätehauses zu ermöglichen. Das 1886 errichtete, nicht beheizbare Spritzenhaus auf dem Bleicheplatz, entsprach schon lange nicht mehr den baupolizeilichen Bestimmungen und Anforderungen. Die Umbaumaßnahmen wurden fast ausschließlich von den Kameraden geleistet. Im Jahr 1972 konnte der Ausbau beendet und bezogen werden.
Ab 1972 wurde der Brandmeister Detlef Köhler als Leiter der Wehr gewählt.
Die Mannschaftsstärke betrug 35-40 Kameraden. Die Feuerwehr Thale entwickelte sich erfolgreich weiter und erhielt die Anerkennung der Leistungsstufe III 1970, die Leistungsstufe II 1974 und die Leistungsstufe I 1977.
Von 1977 an übernahm Rüdiger Hauf die Leitung der Wehr. Der Wehrleiter war nun gleichzeitig auch unser Arzt. Unter seiner Führung erhielt unsere Wehr 1980 die staatliche Auszeichnung als „Vorbildliche Freiwillige Feuerwehr“.
Dieser Titel wurde bis 1989 viermal erfolgreich verteidigt.
Im Juni 1986 beging die Feuerwehr Thale ihr 100 jähriges Jubiläum und das Eisen- und Hüttenwerk wurde 300 Jahre alt. An 3 Tagen präsentierte sich die Feuerwehr mit Ausstellungen, Vorführungen auf dem Gelände des Gerätehauses und dem Pfingstanger. Keiner von uns hatte eine Ahnung, dass es in 4 Jahren keine DDR mehr geben wird. Da unser Wehrleiter Rüdiger Hauf mit der Wendezeit 1990 seine Tätigkeit als Arzt vollkommen neu organisieren musste, übernahm für 3 Jahre Detlef Köhler erneut die Leitung der Wehr.
Am 22.10.1996 wurde der Verein zur Förderung der Feuerwehr Thale gegründet und 1997 wurde der gemeinsame Spielmannzug der Feuerwehren Gernrode-Thale gegründet.
Von 1999 bis 2005 übernahm Kamerad Peter Albrecht die Leitung der Ortsfeuerwehr Thale. In seiner Amtszeit wurde in einer einjährigen Bauzeit das Gerätehaus um eine Großgarage und einen ausgedehnten Ausbildungsraum erweitert. Die gesamte Technik, die sich nach der Wende erweitert hatte, stand nun zentral unter einem Dach. Im Jahre 1999 wurde auf Betreiben des Kameraden Reiner Prinzler die Alters- und Ehrenabteilung ins Leben gerufen. Dies geschah mit der Absicht, die verdienten Kameraden an die Wehr zu binden.
Von 2005 bis 2012 wurde die Wehr durch den Kameraden Andreas Koch geleitet. Im Jahr 2008 wurde für die Wehr ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug angeschafft. Zum 125 jährigen Jubiläum feierten die Ortsfeuerwehr, wie vor 50 Jahren im Klubhaus der Stadt Thale, obwohl es 1994 bei einem Großbrand fast völlig zerstört war.
Seit 2012 ist der Kamerad Rainer Stuck Wehrleiter der Ortsfeuerwehr Thale. Der letzte Höhepunkt in der fast 130 jährigen Geschichte der Feuerwehr Thale war die Beschaffung einer neuen Drehleiter im April 2015.
Bei der Erstellung der Chronik haben mich Werner Schatz aus Thale und Kamerad Werner Steiner von der Feuerwehr Quedlinburg tatkräftig unterstützt. Dafür möchte ich mich recht herzlich bedanken.
Mit kameradschaftlichen Grüßen
Andreas Koch
Chronik der Jugendfeuerwehr Thale
In Thale fanden sich erstmals 1962 fünfzehn Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 16 Jahren zusammen und gründeten eine Arbeitsgemeinschaft “Junge Brandschutzhelfer”. Die Arbeitsgemeinschaften in der DDR wurden von den Schulen der Stadt unter Obhut der Volksbildung geführt. Die Kinder und Jugendlichen wurden ausgebildet von dem Löschmeister Eberhard Schönemann und dem Löschmeister Detlef Köhler. Mit diesen 15 Kindern begann die Jugendarbeit in der Freiwilligen Feuerwehr Thale.
1968 übernahm der Kamerad Hans Schmelzer die Arbeitsgemeinschaft, die aber ab 1972 rückläufig wurde. Man beauftragte 1975 den Kameraden Erich Steinbrecher die Jugendarbeit wieder zu aktivieren. Nach umfangreichen Gesprächen mit den Schulen, insbesondere der Käthe-Kollwitz-Schule in Thale, konnte im September 1975 mit 22 Kindern die AG “Junge Brandschutzhelfer” wieder verstärkt fortgeführt werden.
Nach sehr starkem Zuspruch stand ihm ab 1979 der Kamerad Peter Bosse als zweiter AG-Leiter bis 1990 hilfreich zur Seite. Die Kameradin Silke Stuck unterstützte beide zusätzlich in den 80er Jahren. Die Arbeitsgemeinschaft hat sich sehr gut entwickelt und war eine echte Reserve für die Reihen der Freiwilligen Feuerwehr. Aus dieser Zeit gingen mehr als 10 Kameraden und Kameradinnen für den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Thale hervor.
Im Rahmen ihrer Ausbildung wurden der Arbeitsgemeinschaft auch selbstständig zu lösende Aufgaben übertragen. So überprüften sie in den Wintermonaten die Hydranten im Stadtgebiet und hielten sie Schnee- und Eisfrei. Es wurden Schul- und Wohngebietsfeste, der Kindertag, Ferienspiele und andere Veranstaltungen mitgestaltet.
1986, anlässlich der 100 Jahr Feier unserer Freiwilligen Feuerwehr, gestaltete die Arbeitsgemeinschaft “Junge Brandschutzhelfer” einen Raum im Gerätehaus als Lehrkabinett “Brandschutz”. Dies war der erste eigene Raum der “Jungen Brandschutzhelfer” in Thale.
Der Charakter, die Struktur, die Aufgabenstellung sowie die Ausrüstung unserer Arbeitsgemeinschaft veränderten sich entsprechend den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR. Der gesellschaftliche Umbruch 1989/1990 ging auch an der Jugendarbeit in der Feuerwehr Thale nicht spurlos vorbei. Die Arbeitsgemeinschaft “Junge Brandschutzhelfer” der Schulen der Stadt Thale konnte so nicht weiter bestehen. Es wurde am 31.01.1992 aus dieser AG eine eigenständige Abteilung der Freiwillige Feuerwehr “Die Jugendfeuerwehr Thale”.
Bedingt durch den Anstieg der Mitgliederstärke benötigte die neue Jugendfeuerwehr nun wieder weitere Unterstützung. Dem Jugendleiter Erich Steinbrecher standen in dieser Zeit die Kameraden Rainer Braune, Ingo Breauer, Ulrich Ferfers und Detlef Goerecke zur Seite. Nach 22 Jahren Jugendarbeit wurde der Kamerad Erich Steinbrecher im Juni 1997 würdig verabschiedet und die Leitung der Jugendfeuerwehr übernahm der Kamerad Detlef Goerecke. Er führte dieses Amt bis in das Jahr 2009. In diesem Jahr übergab er das Amt des Jugendwartes an den Kameraden Tobias Hund ab.
Aber dies war nicht das Ende der Jugendfeuerwehr für den Kameraden Detlef Goerecke, denn in Folge der Kreisgebietsreform und dem Zusammenschluss einzelner Gemeinden in die Stadt Thale wurde aus Thale und den umliegenden Gemeinden die Einheitsgemeinde Stadt Thale. Mit dieser Reform wurde der Posten des Stadt Jugendfeuerwehrwarts eingeführt, den er bis zum Ende des Jahres 2013 ausübte. Ab 2014 übernahm der Kamerad Mark Günther aus Altenbrak diese Funktion. Der Kamerad Tobias Hund führte indes die Jugendfeuerwehr Thale weiter und bildete die Jugendlichen weiter aus. Ab dem Jahr 2013 legte er dann sein Amt als Jugendwart nieder und der Kamerad Peter Marby übernahm das Amt des Jugendwartes und der Kamerad Tobias Hund ging eine Stufe zurück und nahm das Amt des stellv. Jugendwartes an.
Die Jugendfeuerwehr Thale hat durchschnittliche Mitgliederzahlen von bis zu 20 Kindern in den letzten Jahren. Viel Jugendliche sind in der 52-jährigen Geschichte der Jugendarbeit unserer Freiwilligen Feuerwehr mit dem Anliegen des Brandschutzes vertraut gemacht worden. Eine nicht geringe Anzahl von ehemaligen Mitgliedern sind heute aktive Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Thale und bekleiden auch höchste Funktionen unserer Wehr. Diese erstrecken sich vom Gruppenführer bis hin zum Stadtwehrleiter.
Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr von heute, sind die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr von morgen.